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Thyssengas plädiert für effektive Sektorkopplung und breiten Einstieg in Power-to-Gas-Pilotprojekte

„Die Power-to-Gas-Technologie bietet eine hervorragende Möglichkeit, den Strom- mit dem Gasbereich zu koppeln“, sagt Dr. Thomas Gößmann, Geschäftsführer der Thyssengas GmbH. „Unsere vorhandene Gasinfrastruktur kann maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beitragen. Sie macht es möglich, aus Windkraft erzeugtes synthetisches Gas im Wärme- und Mobilitätsektor zu nutzen, wo eine unmittelbare regenerative Stromversorgung nicht angezeigt ist.“ Laut einer vom FNB veröffentlichten Studio der frontier economics macht dies den Bau von rund 500.000 Kilometern Neubau von Stromleitungen entbehrlich und sorgt dadurch bis 2050 für eine Kostenentlastung von 268 Mrd. Euro.

Volkswirtschaftlich sinnvoller arbeiten

Die aktuelle Situation hält Gößmann für unhaltbar. In den letzten Jahren summierten sich die Kosten für Kompensationszahlungen (Vergütung von nicht produziertem Überschussstrom aus Wind- und Photovoltaik-Anlagen) und Redispatch-Maßnahmen zur Stromnetzstabilisierung auf bis zu eine Milliarde Euro. "Wir müssen volkswirtschaftlich sinnvoller arbeiten und die verfügbaren technischen Möglichkeiten besser nutzen", fordert Gößmann. "An dieser Stelle kommen Power to Gas und die Gasnetzinfrastruktur ins Spiel."

Power-to-Gas-Pilotprojekte über Netzentgelte finanzieren

Um diesen Handlungspfad beschreiten zu können sei es notwendig, Power-to-Gas-Pilotprojekte im industriellen Maßstab zu starten. Dadurch werde es möglich, die Technologie verfahrenstechnisch und wirtschaftlich im erforderlichen Tempo zu optimieren. Gößmann plädiert dafür, die Kosten für die Pilotprojekte über die regulierten Netzentgelte zu finanzieren. Dies sei sinnvoll, weil es sich um Investitionen in eine Systemdienstleistung handele, die langfristig einen enormen Mehrwert erzeuge. "Andererseits appellieren wir an die Politik, intensiver über die Sektorkopplung nachzudenken. Wir wünschen uns einen intensiveren Austausch bei der Ausgestaltung der nationalen Netzentwicklungspläne Strom und Gas sowie darüber hinaus eine Abkehr von der unrealistischen All-Electricity-Strategie."

Leitung zu neuem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk

Daneben informiert Thyssengas auf der E-world energy & water auch über handfeste aktuelle Aufgaben und Herausforderungen, beispielsweise den geplanten Bau einer Anbindungsleitung zu einem neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, das die STEAG AG zur Strom- und Fernwärmeerzeugung in Herne errichten und 2022 in Betrieb nehmen will. Diese Investition wirft auch ein Schlaglicht auf grundsätzliche Fragen zur zukünftigen Energieversorgung. Fernwärme wird in Ballungsgebieten ein Eckpfeiler der Wärmeversorgung bleiben, denn wie im Gasbereich gibt es hier eine intakte Infrastruktur, die allein schon aus wirtschaftlichen Gründen unbedingt weiter genutzt werden sollte. Durch den Einsatz der Power-to-Gas-Technologie könnte auch bei der Fernwärme eine Dekarbonisierung eingeleitet werden.

Marktraumumstellung von L-Gas auf H-Gas beginnt

Ein weiteres aktuelles Thema ist die beginnende Umstellung von L-Gas auf H-Gas. Weil die niederländischen und deutschen Gasquellen in absehbarer Zeit erschöpft sein werden, sind innerhalb von zehn Jahren in Deutschland rund 5 Mio. Verbraucher umzurüsten - eine Mammutaufgabe, die in enger Kooperation mit Gasversorgern und Endkunden minutiös geplant und durchgeführt werden muss.

Woher soll das zu substituierende Gas kommen?

In diesem Zusammenhang von strategischer Bedeutung ist die Frage, von wem und aus welchen Quellen die Gasmengen stammen, die das L-Gas (heute rund 30 Mrd. Kubikmeter jährlich) ersetzen werden - zumal die norwegischen H-Gas-Lieferungen stagnieren werden. Durch LNG? Durch mehr Gas aus Russland? Hier spielt der Bau der Zeelink-Pipeline eine Rolle, die z.B. in Zeebrugge anlandendes LNG in das von Elten kommende und bis hinter Frankfurt verlaufende L-Gas-Transportsystem eingeleitet werden kann.

In diesem Kontext von Bedeutung ist auch, ob und wann die geplante Ostsee-Pipeline Nordstream 2 gebaut wird und welche geostrategischen Implikationen dies hervorruft. Um ggf. zusätzliches Gas aus dem Osten für West- und Norddeutschland nutzbar zu machen, müsste eine Verbindungsleitung (Arbeitstitel: "Baltic Link") zwischen dem Speicher in Rehden und dem Zeelinksystem in Legden gebaut werden.

"Selten war es im Gasmarkt so spannend wie heute", resümiert Thyssengas-Chef Gößmann. "Wir wünschen uns auf der E-world einen lebhaften und sachorientierten Dialog."

Über Thyssengas

Die Thyssengas GmbH mit Sitz in Dortmund ist ein konzernunabhängiger Gasnetzbetreiber und zählt zu den führenden deutschen Erdgastransportnetzgesellschaften. In unserem Kerngebiet Nordrhein-Westfalen verfügen wir über sieben Niederlassungen und betreiben ein rund 4.200 Kilometer langes Gastransportnetz. Über dieses weitläufige Transportsystem werden bis zu 100 Milliarden Kilowattstunden Erdgas sicher und umweltschonend zu Verteilnetzbetreibern, Industriebetrieben und Kraftwerken transportiert.

www.thyssengas.com